Burgfrieden in Paderborn? Kwasniok: "Für mich extrem enttäuschend"
Gestern um 05:49 AM
Nach der 1:2-Niederlage gegen den Karlsruher SC holte Lukas Kwasniok beim SC Paderborn 07 zum verbalen Rundumschlag aus. Steckte in den Aussagen des Cheftrainers der Frust, dass ihm die Freigabe für einen mutmaßlichen Wechsel zum Hamburger SV verwehrt wurde? Noch vor den Feiertagen nahm auch Sport-Geschäftsführer Benjamin Weber dazu Stellung.
"Mir wurde die Freigabe verweigert"
Lukas Kwasniok bemängelte öffentlich die Qualität seiner Mannschaft, nahm auch einzelne Positionen wie die des Torhüters scharf ins Visier. Vielerorts wurde schnell darüber spekuliert, ob es sich bei dem verbalen Rundumschlag des SCP-Cheftrainers um einen kalkulierten Ausbruch handelt - denn kurz zuvor mehrten sich die Medienberichte, dass sich der Hamburger SV mit Kwasniok geeinigt hätte. Allerdings habe Paderborn seinem Cheftrainer keine Freigabe gegeben, sodass ein gewisser Frust beim 43-Jährigen naheliegend wäre.
Daraus machte Kwasniok im Gespräch mit dem "Westfalen-Blatt" am Sonntag auch gar keinen Hehl. "Mir wurde die Freigabe verweigert. Und das zum zweiten Mal", bestätigte der Fußballlehrer in einer Medienrunde. "Wir sind auf der einen Seite ein Ausbildungs- und Entwicklungsverein. Das gilt für alle, nur nicht für mich. So hat man mir noch einmal eine Lebenschance genommen. Das ist für mich extrem enttäuschend." Gleichwohl betonte Kwasniok, dass er sich in Paderborn "sehr wohlfühle" und "weiter mit Herzblut" dabei sei. Dennoch sitzen die Ostwestfalen nun offensichtlich auf einem Pulverfass.
"Zeigt doch nur, wie motiviert er ist"
Sport-Geschäftsführer Benjamin Weber war gefordert, relativierte die Gerüchte. "Bei mir persönlich ist bis heute nie ein Angebot für Lukas Kwasniok angekommen", widersprach der 41-Jährige am Montag. Wohlwissend, dass ein erfolgreicher Fußballlehrer begehrt ist: "Wir haben einen super Trainer. Dass Lukas Kwasniok den nächsten Schritt gehen will, dafür habe ich volles Verständnis. Das würde ich persönlich ihm auch wünschen, weil er sich das verdient hat. Aber der Verein steht über allem und bei laufenden Verträgen entscheidet am Ende nur der SC Paderborn 07, wer gehen darf und wer nicht. Das geht allen so, auch dem Cheftrainer."
Bis 2026 ist Kwasniok an den Verein gebunden, einer weiteren Zusammenarbeit stünde laut Weber trotz der aktuellen Unruhen nichts im Wege. "Ich habe total Verständnis für seine Enttäuschung. Ein Trainer, der mehr fordert, von sich selbst und seinem Umfeld, der zeigt doch nur, wie motiviert er ist", so der Sportchef. Dass Paderborn eine gute Hinrunde gespielt habe, läge zudem auf der Hand. Weber versuchte den Spagat zwischen Einsicht und Relativierung der Kritik zu meistern: "Was Lukas genannt hat, sind ja nicht nur die Wünsche des Trainers. Die gesamte Führung im Verein will sich kontinuierlich verbessern." Zwei Neuzugänge scheinen in Kürze möglich zu sein, zudem bahnt sich der Abschied von vier Spielern an.