"...und dann kam Manga": Geraerts rechnet mit Schalke ab
Gestern um 08:09 AM
Ex-S04-Coach Karel Geraerts bricht zwei Monate nach seinem Aus bei den Königsblauen sein Schweigen - und teilte in erster Linie deutlich gegen Kaderplaner Ben Manga aus. Die Warnungen, die der 42-Jährige zu Beginn seiner Amtszeit über den Verein bekommen hatte, hätten sich im Nachhinein durchaus bestätigt.
"Mehr erlebt als in meiner ganzen Karriere"
Im Oktober 2023 übernahm Karel Geraerts den FC Schalke 04, führte den Verein zum letztendlich souveränen Klassenerhalt auf Platz 10 in der Tabelle. Ein schlechter Saisonstart kostete den Belgier vor zwei Monaten schließlich den Job - und in der belgischen Zeitung "Het Laatste Nieuws" sprach Geraerts nun über sein Aus in Gelsenkirchen. "Ich habe in einem Jahr auf Schalke mehr erlebt als in meiner ganzen Karriere", urteilte der 42-Jährige mit einem Lächeln. Denn allzu schlecht fand Geraerts seine Arbeit bei und mit den Königsblauen nicht. Zumindest in sportlicher Hinsicht. "Ich hatte immer das Gefühl, dass ich die Dinge im Griff hatte. Trotz der ganzen Aufregung und der begrenzten Mittel", so der belgische Coach.
Er habe eine "gute Arbeitsbeziehung" zu Spielern, Fans und Medien gehabt. Und dennoch habe er Warnungen erhalten. "Als ich ankam, sagte man mir, dass dies weltweit die Top-30 ist, was die Medienberichterstattung angeht. Und das hat sich bewahrheitet. Die Geschichten über die Spieler aus dem B-Kader sind bekannt, aber so zwei, drei Dinge kamen jede Woche zusätzlich zu mir. Manche Dinge wusste ich gar nicht, andere waren verdreht. Oder völlig korrekt, so dass man sich fragte, wie sie das herausgefunden hatten", berichtete Geraerts ausführlich. Unter anderem habe er einmal ein Gespräch mit "jemandem aus dem Kader" gehabt, das 15 Minuten nach Beendigung online zu lesen gewesen sei. Und dann war da natürlich noch der große Zwist mit Kaderplaner Ben Manga - an dem Geraerts kein gutes Haar ließ.
"Nach diesem Interview war die Kacke am Dampfen"
Die Anfangszeit mit Sportdirektor Marc Wilmots und Geschäftsführer Matthias Tillmann bezeichnete Geraerts im Nachhinein als "die beste Zeit" auf Schalke. Es habe eine "gerade Linie" gegeben, in der sich der Coach wohlfühlte. "Wir haben acht von zwölf Spielen gewonnen. Und dann kam Manga", benannte Geraerts auch den Punkt, mit dem seine Arbeit gekippt sein soll. Die Schuld wies der 42-Jährige von sich. "Ich glaube, er ist vor allem mit mir aneinandergeraten. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was der Grund dafür war", erklärte Geraerts - und ging auf ein Interview ein, in dem der Kaderplaner den Cheftrainer kurz nach Abschluss des Transferfensters offen kritisierte. "Unter anderem dachte Manga, ich würde seine Spieler nicht aufstellen. Nach diesem Interview war die Kacke am Dampfen, während ich nichts davon wusste", so Geraerts.
Geraerts und Wilmots haben sich vor Kameras erklären müssen, am Ende kostete aber die 3:5-Niederlage gegen Darmstadt beide ihren Job. Weil S04 eine 3:0-Führung verspielte. "Das war das verrückteste Spiel meines Lebens. Ich kam rein und sagte zu Tim und Peter (Co-Trainer Smolders und Balette, Anm. d. Red.): 'Jungs, vergesst es. Das werden wir nicht überleben'. Seit diesem Interview von Manga war der Druck der Medien zu groß...", erzählte Geraerts. Die Arbeit mit Wilmots hingegen sei "ein Geschenk des Himmels" gewesen, das Aneinandergeraten mit Spielern wie Timo Baumgartl, Dominick Drexler oder Thomas Ouwejan fiel aber auch schon in diese Zeit. So schloss Geraerts letztendlich im Reinen mit Schalke ab: "Ich bereue es sicher nicht." Obwohl auch bei dem belgischen Coach das Fazit stehen blieb, dass auf Schalke "jeder sein eigenes Ding" mache.