Die Eintracht elektrisiert wieder

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Die Eintracht hatte nach ihrer Reifeprüfung in Istanbul gegen Besiktas gleich die nächste Hammer-Aufgabe vor der Brust. Im eigenen Waldstadion gastierte der Rekordmeister aus München und die Hessen sollten in der noch jungen Saison mit ihrer ebenso jungen Mannschaft sogleich auf die wohl aktuell beste Mannschaft Deutschlands treffen. Die Bayern zeigten sich bisher in dieser Saison unter ihrem neuen Coach Vincent Kompany runderneuert und beeindruckten in ihren bisherigen Spielen mit großer Dominanz und extrem hohem Pressing. Am Ende mussten die Adlerträger leiden, wurden lange in der eigenen Hälfte eingeschnürt und konnten am Ende doch auf ihre bärenstarke und blitzschnelle Offensive zählen. Die neue Mentalität, der Glaube an die eigene Stärke sollte dann mit dem Ausgleich in der Nachspielzeit das Stadion in Ekstase versetzen. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Verteidigung auf dem Prüfstand

Die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller ging mit großer Vorfreude in das Spitzenspiel gegen Bayern München und musste doch gleich nach Anpfiff feststellen, dass es eine unfassbar schwierige Aufgabe werden würde. Die Marschroute von Toppmöller war klar und auch nachvollziehbar: Hinten kompakt stehen, die Mitte schließen und in Umschaltmomenten mit Omar Marmoush und Hugo Ekitike selbst für Gefahr sorgen. Genau auf diese Herangehensweise richtete der Trainer auch die Aufstellung aus und startete hinten mit der Viererkette bestehend aus Robin Koch, Tuta, Rasmus Kristensen und Arthur Theate. Davor sollte Ellyes Skhiri an der Seite von Hugo Larsson für ein kompaktes Mittelfeld sorgen, während dann vorne Ansgar Knauff, Fares Chaibi und die beiden Top-Stürmer Marmoush und Ekitike die Gefahr ins eigene Spiel bringen sollten. Die SGE erwartete demnach nicht wirklich viel eigenen Ballbesitz und verzichtete auf die fußballerische Qualität von Mario Götze oder Mo Dahoud. So nachvollziehbar die Idee auch war, zu Beginn sollte das Konzept nicht wirklich aufgehen. Die Bayern schnürten die Frankfurter die ersten zwanzig Minuten in der eigenen Hälfte ein, gewannen alle zweiten Bälle und ließen den Hessen nur die Möglichkeit eines Befreiungsschlags. Immer dann, wenn die Adlerträger es dann doch einmal spielerisch hinten raus versuchen wollten, verloren sie die Bälle schnell und insbesondere Skhiri war in diesen Situationen dem Pressing der Bayern an diesem Tag nur selten gewachsen. Alle zehn Feldspieler standen tief in der eigenen Hälfte und mussten enorm viel gegen den Ball arbeiten und konnten so zumindest verhindern, dass der Rekordmeister mehr aus seiner Dominanz macht. Ausgerechnet nach einem Standard sollte dann doch der verdiente Führungstreffer für die Münchener fallen und das Spiel schien aufgrund des Spielverlaufs damit schon entschieden, da die Eintracht bis dato überhaupt nicht für Entlastung sorgen konnte.

Perfekter Umschalt-Fußball

Die SGE ließ sich von der Dominanz des Gegners und dem Rückstand nicht beeindrucken. Die Mannschaft arbeitete weiter konsequent gegen den Ball und bewies Leidensfähigkeit. Immer wieder warf sich ein Verteidiger in einen Schuss, es wurde gedoppelt, gerackert und gekämpft. Und wenn dann doch mal etwas gefährlich auf das Frankfurter Tor kam, war es erneut Kaua Santos, der mit einer beeindruckenden Leistung ein wichtiger Baustein für den Punktgewinn war. Santos konnte wie schon in Istanbul auch gegen die Bayern mit beeindruckenden zehn Paraden glänzen. Santos hat trotz des ein oder anderen Fehlers in der Abwesenheit von Kevin Trapp bewiesen, welch ein riesengroßes Talent er ist und wie viel Potential die Eintracht mit ihm in der Hinterhand hat. Der Brasilianer bringt viele tolle Anlagen mit und im Grunde ist er mit seinen Fähigkeiten viel zu schade für die Bank. Natürlich wird Kapitän und Identifikationsfigur Trapp nach der Länderspielpause zurück ins Tor kehren, aber die Leistung von Santos sollte zumindest mit dem ein oder anderen Einsatz im Pokal oder Europa-League belohnt werden. Ohne Santos hätten die Hessen wohl weder in Istanbul gewinnen, noch gegen Bayern zu einem Unentschieden kommen können. Die Bayern spielten auch nach ihrem Führungstreffer konsequent weiter in ihrem dominanten und pressingorientierten Spielstil, während die Eintracht weiter auf ihre Konterchance lauerte. Der erste wirkliche Umschaltmoment sollte dann aber auch gleich durch Überflieger Omar Marmoush zum Ausgleich gekrönt werden. Der Ägypter konnte sich gegen hochstehende Bayernverteidiger in der Tiefe aufgrund seiner Geschwindigkeit durchsetzen und ist inzwischen auch vor dem Tor eiskalt geworden. Nur einen kurzen Moment später war es dann wieder Marmoush, der mit Hochgeschwindigkeit auf das Tor der Münchener zulief und im idealen Moment das Auge für Ekitike hatte, der dann dieses einseitige Spiel mit seinem Treffer zum 2:1 tatsächlich komplett auf den Kopf stellte. Diese beiden Angriffe waren perfekt ausgespielte Umschalt-Momente und die Eintracht bewies einmal mehr, dass sie aktuell gegen jede Mannschaft offensiv gefährlich werden kann.

Mit Mentalität zum gefühlten Sieg

Die Führung der SGE sollte nicht lange anhalten, da die Gäste aus München erneut nach einem Standard zum Ausgleich kamen. So dominant die Bayern auch waren, am Ende war es doch ärgerlich, dass die Gegentore so “einfach” gefallen sind und man sich um den Lohn der harten Verteidigungsarbeit brachte. Als nach der Halbzeit Michael Olise zur erneuten Führung für den FCB traf, schien das Spiel endgültig gelaufen zu sein. Die Hessen kamen nicht mehr wirklich in Umschaltmomente und die Bayern stellten sich in ihrer Restverteidigung zunehmend besser auf Marmoush und seine Tiefenläufe ein. Toppmöller spürte auch, dass seine Mannschaft sich trotz Rückstand kaum noch befreien konnte und wechselte mit Götze und Can Uzun mehr Ballsicherheit ein. In Kombination mit dem bereits in der Pause eingewechselten Dahoud strotzte das Mittelfeld der Frankfurter plötzlich vor Spielfreude. Mit vielen schnellen Kurz- und Doppelpässen konnten sich die Adlerträger endlich auch mal in die gegnerische Hälfte kombinieren. In den letzten zehn Minuten zeigte die SGE, dass auch sie fußballerische Lösungen finden kann und es entstand gemeinsam mit der Energie des Stadions noch einmal eine echte Druckphase. Am Ende sollte dieser Mut tatsächlich noch in der Nachspielzeit durch Marmoush belohnt werden, der nach Vorarbeit von Dina Ebimbe zum 3:3 vollendete. Dieser Punkt sollte trotz der Dominanz der Bayern am Ende auch verdient sein. Die Mannschaft von Toppmöller zeigte eine große Leidenschaft in der Defensive, bewies Leidensfähigkeit und konnte zudem erneut mit einer unfassbar starken Offensive auftrumpfen. Marmoush überstrahlt dabei in seiner Form alles: Sechs Spiele, acht Tore, vier Vorlagen. Der Ägypter ist in dieser Verfassung aktuell der beste Stürmer der Liga und doch wäre es falsch, alles nur an ihm festzumachen. Bei der Eintracht wächst in dieser Saison etwas Großes zusammen. Die Mannschaft hat einen unglaublichen Teamspirit, eine Einer-für-Alle, Alle-für-Einen-Mentalität entwickelt und mit den Erfolgen wächst der Glaube an die eigene Stärke zunehmend. Zudem hat Toppmöller einen großen und breiten Kader und war so auch in der Lage noch einmal mit großer fußballerischen Klasse wie Götze oder Uzun zu reagieren. Igor Matanovic, der in diesem Spiel seine Stärken vermutlich nur wenig hätte einbringen können, war in diesem Spiel zwar nicht der richtige Mann, wird aber sicher schon bald ebenfalls wieder enorm wichtig werden. Dies unterstreicht die Vielseitigkeit des Kaders nochmals. Die SGE verabschiedet sich nun vom dritten Tabellenplatz in die Länderspielpause und hat es mit diesem fulminanten Saisonstart geschafft das Umfeld wieder zu elektrisieren. Mit der Symbiose aus Fans und Mannschaft kann in dieser Saison noch vieles möglich sein.

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