Vapen statt Rauchen – ist das die Lösung?

Fußballspieler benötigen eine Pferdelunge, um auch in den letzten Spielminuten auf dem Platz ihre Höchstleistungen abzurufen. Mario Basler zum Trotz: Über die Aussage, dass sich Rauchen und Leistungssport nicht vertragen, herrscht in der Fachwelt Konsens. Im Durchschnitt senkt Rauchen die Lebenserwartung von Frauen um 5,86 und von Männern um 6,85 Jahre.

Dies ergab eine Gesundheitsstudie des Erasmus-Universitätsklinikums in Rotterdam. Damit wirkt sich Rauchen deutlich gravierender auf die Gesundheit aus als Trinken. In derselben Studie (1) kostete starkes Trinken, das von den Medizinern bei einem täglichen Alkoholkonsum ab 45 Gramm definiert wurde, Frauen „nur“ 2,61 und Männern 3,01 Lebensjahre.

Viele Raucher erwägen deshalb den Umstieg auf E-Zigaretten. Ganz mit dem Rauchen aufhören wollen sie nicht und Vaporizer stehen im Ruf einer gesundheitsschonenderen Alternative. Welche Vorteile hat der Umstieg von der klassischen Zigarette zur E-Zigarette und ist die Alternative wirklich so unbedenklich?

Eine Gesundheitsstudie schlug Wellen

Euphorie hat 2019 die Veröffentlichung einer Gesundheitsstudie in England unter Vapern hervorgerufen. Die Hersteller wurden seitdem nicht müde, immer wieder auf die Ergebnisse der Untersuchung zu verweisen. Nach der Studie von Public Health England sei das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, bei Vapern im Vergleich mit Rauchern um 99,5 Prozent herabgesetzt und die allgemeinen Gesundheitsrisiken immerhin um 95 Prozent. Dieses Ergebnis motiviert, wenn Kunden eine E-Zigarette bestellen oder Elf Bar Elfa Pods kaufen.

Wichtig ist bei der Interpretation allerdings die Erkenntnis, dass die Studie unter Gesundheitsexperten nicht unumstritten ist. Ein Kritikpunkt an der Studie ist beispielsweise, dass die Verantwortlichen im reduktionistischen Sinne von der Qualität und Quantität der Schadstoffe auf die Gesundheitsgefahren geschlossen und andere problematische Aspekte der E-Zigarette übersehen hätten.

Krebs und Atemwegserkrankungen

Der bedeutendste gesundheitliche Vorteil von E-Zigaretten gegenüber herkömmlichen Zigaretten besteht in der Vermeidung von Verbrennungsprozessen, sodass zahlreiche krebserregenden Substanzen wie Teer, Kohlenmonoxid, Ammoniak, Stickoxide und PAK zurückgehalten werden. Entsprechend günstiger ist das Schadstoffprofil von E-Zigaretten vor allem hinsichtlich der Krebsgefahr.

Weniger günstig ist allerdings die Wahrscheinlichkeit, an ernsthaften Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale, chronische Bronchitis, COPD und Lungenemphysem zu erkranken. Bei diesen Leiden ist eine US-Langzeitstudie mit 32.000 Teilnehmern von Dharma Bhatta und Stanton Glantz (2) weiterhin maßgeblich. Laut Untersuchung stieg das Risiko, eine chronische Atemwegserkrankung zu erleiden, bei Vapern um 30 Prozent und bei Rauchern um 160 Prozent.

Belastung des Herz-Kreislauf-Systems

Während vor allem krebserregende Schadstoffe bei der E-Zigarette weitgehend ausgeklammert werden, enthalten Vaporizer durchaus Umweltgifte unterhalb der Krebsschwelle wie Formaldehyd, Acetaldehyd, Cadmium, Chrom, Blei, Zink, Nikotin, Glycerin und Propylenglycol. Diese können die Schleimhäute reizen und Entzündungen verursachen.

Die Gefährlichkeit steigt durch die Art der Inhalation der feinstofflichen Aerosole, die in Form von Schwebeteilchen in den Blutkreislauf sickern oder sich in der Lunge ablagern können.

In einer US-Studie (3) unter Federführung von Mohinder Vindyhal mit mehr als 96.000 Probanden wiesen die Wissenschaftler nach, dass sich das Risiko von Vapern für einen Herzinfarkt um 56 Prozent (Raucher 165 Prozent), für ein Blutgerinnsel um 44 Prozent, für Schlaganfall um 30 Prozent (Raucher 78 Prozent) und für eine koronare Herzerkrankung um 10 Prozent (Raucher 94 Prozent) erhöhte.

Die Gefahr, eine psychische Erkrankung zu erleiden, sei sogar um das Doppelte heraufgesetzt, wobei anders als bei physischen Störungen das Ursache-Wirkungsprinzip nicht klar ist. Vielleicht weisen Suchtpersönlichkeiten eine höhere Vulnerabilität für psychische Erkrankungen auf.

In diesem Jahr sorgte eine weitere Gesundheitsstudie (4) von Dr. Yakuba Bene-Alhasan von MedStar Health mit 175.000 Teilnehmern für Schlagzeilen. In dieser Untersuchung zeigte sich ein um 19 Prozent gestiegenes Risiko für eine Herzinsuffizienz. Die Krankheit äußert sich darin, dass das Herz zwar noch genügend Blut pumpen kann, sich aber zwischen den einzelnen Schlägen nicht mehr ausreichend füllt.

Beeinträchtigung der Zahngesundheit

Abschließend ergab eine Studie der Zahnmedizinischen Fakultät der New York University, dass dieZahngesundheit durch E-Zigaretten ernsthaft bedroht ist, weil der Mundraum mit Bakterien besiedelt wird, von denen nicht einmal Raucher betroffen seien. Diese neuartigen Bakterien wie Veillonella und Porphyromonas können Karies, Parodontitis und Zahnfleischerkrankungen auslösen.

In einer Studie der Tufts University School of Dental Medicine erhöhte sich das Risiko für schweres Karies bei Vapern um 79 Prozent. Für die Gesundheit und Fitness ist damit die Abstinenz sowohl von Vaporizern als auch von Zigaretten der Königsweg.

Quellen:

  1. https://www.gdv.de/gdv/themen/leben/rauchen-kostet-bis-zu-sieben-lebensjahre-35292

  2. https://www.quarks.de/gesundheit/wie-gefaehrlich-ist-die-e-zigarette/#:~:text=Das%20Ergebnis%20der%20Studie%3A%20Nutzer,deutlich%20sch%C3%A4dlicher%20f%C3%BCr%20unsere%20Lunge.

  3. https://www.dw.com/de/e-zigaretten-verursachen-herzinfarkte-und-depressionen/a-47814120

  4. https://www.focus.de/gesundheit/herzinsuffizienz-durch-vaping-ist-der-trend-doch-gefaehrlicher-als-angenommen_id_259820081.html

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