Ausgegrenzt, aber nicht vergessen
01/27/2025 02:28 PM
Ausgegrenzt, aber nicht vergessen
Erinnern, um aufzuarbeiten – aufarbeiten, um zu erinnern. Der VfB setzt sich gewissenhaft mit seiner Geschichte während der Nationalsozialismus-Zeit auseinander. Ein daraus entstandenes Buch erscheint nun in zweiter Auflage.Die Quellen sind nur schwer zu finden. Sie sind älter als 80 Jahre – und selten besonders gut erhalten. Historiker Dr. Gregor Hofmann hält das nicht davon ab, sich auf die Suche zu machen. Er recherchiert in Stadt- und Staatsarchiven. Stöbert durch Tageszeitungen. Wertet Akten und Briefe aus. Immer auf der Suche nach weiteren Erkenntnissen und Informationen, die die Geschehnisse rund um den VfB in der Zeit des Nationalsozialismus konkretisieren. Gemeinsam leisten Dr. Gregor Hofmann, der VfB und beteiligte Institutionen eine wichtige Arbeit. Aufarbeiten. Erinnern. Zeichen setzen.
Diese Haltung prägte auch die Abendveranstaltung am Montag, 27. Januar. Vor 80 Jahren – am 27. Januar 1945 – wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Weltweit wird rund um diesen Tag der verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen im Nationalsozialismus gedacht. Als Teil der Fußball- und Sportgemeinschaft stellt sich auch der VfB Stuttgart seiner Verantwortung, in dem er den „21. Erinnerungstag im deutschen Fußball" – eine Aktion der Initiative „!Nie wieder" – unterstützt.
Lebens- und Verfolgungsgeschichte jüdischer Mitglieder
Im Sportstudio der MHP Arena begrüßte Andreas Grupp, Präsidiumsmitglied des VfB, zahlreiche Gäste zu Buchvorstellung und Talkrunde – darunter auch Historiker Dr. Gregor Hofmann, Mihail Rubinstein von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Alon Bindes von der Jüdischen Studierendenunion Württemberg und Prof. Dr. Michael Krüger vom Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg. Den späteren Talk moderierte Bernd Sautter.
Historiker Dr. Gregor Hofmann stellte die zweite Auflage der erschienen Publikation „Der VfB Stuttgart und der Nationalsozialismus" vor. Sie leistet eine Aufarbeitung der Vereinsgeschichte im nationalsozialistischen Zeitalter.
„Neu", das erklärte Dr. Gregor Hofmann, „ist die Schilderung der bislang völlig unbekannten Lebens- und Verfolgungsgeschichten jüdischer Vereinsmitglieder des VfB." Mitmenschen jüdischen Glaubens seien als Sportler, Funktionäre und Sponsoren im Verein aktiv gewesen, sagte Hofmann: „Erst trugen sie zum Aufstieg des VfB bei, bevor sie ab 1933 auch aus dem Vereinsleben ausgegrenzt und ausgeschlossen wurden."
Historie verpflichtet zu Verantwortung
Für den VfB resultiert daraus eine Verantwortung für die heutige Zeit. „Daher verpflichtet uns auch unsere eigene Historie dazu, uns für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und für eine offene, vielfältige und faire Gesellschaft zu engagieren", hatte Dietmar Allgaier, Präsident des VfB, bereits bei der Gedenkveranstaltung am Montagvormittag betont.
Buch in zweiter Auflage erhältlich
Das Buch „Der VfB Stuttgart und der Nationalsozialismus" (zweite Auflage) ist ab Mittwoch, 29. Januar, in den stationären Fanshops des VfB erhältlich. Es kostet 27,90 Euro.
Unterstützung und Mithilfe weiterhin gesucht
Der VfB Stuttgart möchte weiterhin seine Rolle im Nationalsozialismus erhellen. Daher ruft der Verein im Rahmen des Aufarbeitungsprojektes „VfB Mitglieder 1932 – 1945" alle Personen dazu auf, ihn bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser Periode zu unterstützen. Ziel des Projektes ist es weiterhin, eine möglichst umfassende Sammlung an Informationen zu gewinnen. Dadurch soll an die Menschen erinnert werden, die als Juden oder aus politischer Überzeugung den Verein verlassen mussten oder verlassen haben.
Zusendungen oder Anliegen können per E-Mail an archiv@vfb-stuttgart.de gerichtet werden.