Wenn sich das mal nicht rächt

Es war ein Klassenunterschied in der Champions League zwischen Slovan Bratislava und dem VfB Stuttgart. Das sah ein bisschen wie die zweite Runde im DFB-Pokal aus gegen einen unterklassigen Gegner. Aber es gab dann doch noch ein paar Dinge, die beim 3:1-Sieg nervten. Zum Beispiel die Chancenverwertung. Dazu kam noch die mangelnde Chancenverwertung. Abschließend muss man festhalten, dass die Chancenverwertung des VfB ausbaufähig ist.

Und das zweite Tor von Jamie Leweling würde Deniz Undav wohl als Gammeltor bezeichnen. Mehr Glück als Können hatte Leweling, als er den Ball reinmurmelte und Slovans Keeper Dominik Takáč es nicht schaffte, das Tor zu verhindern, obwohl er mit beiden Händen am Ball war. Wahrscheinlich lachen sie wieder in der Mannschaft über Leweling, wie über seine mangelnden Skills bei Mario Kart. Aber hey, er schnürte einen Doppelpack, sogar ein Hattrick war in der ersten Halbzeit drin. Denn der VfB demonstrierte von Anfang an dem slowakischen Rekordmeister: Hier ist Schluss mit lustig, hier gewinnt nur der VfB.

Souverän spielten die Stuttgarter auf. Defensiv ließ man kaum etwas anbrennen, offensiv lief es flüssig, vor allem über Außen und mit schönen und langen Bällen in die Schnittstellen der Slovan-Abwehr. Am Anfang hatte Undav noch Probleme mit der Ballverarbeitung, in der 11. Minute bediente er Leweling, der kaum Mühe hatte, seinen ersten Treffer in der Königsklasse zu erzielen.

Mit geschlossenen Augen konnte der VfB nicht gerade verteidigen – aber Bratislava war insgesamt harmlos.

Der VfB blieb variabel im Angriff, was man von den Eckbällen nicht behaupten kann: Elf Ecken nach 22 Minuten, 19 Ecken insgesamt. Gegen Freiburg funktionierte es noch hervorragend, gegen Bratislava machte der VfB daraus zu wenig. Gerade wenn man bedenkt, dass der slowakische Schlussmann Takáč so seine Schwierigkeiten in der Strafraumbeherrschung hatte.

In der zweiten Hälfte der Halbzeit schlichen sich vorne wie hinten ein paar (Nach)Lässigkeiten ein, ein deutlicher Spannungsabfall in der Mannschaft, der auch zu unnötigen und gefährlichen Ballverlusten führte. Trotzdem muss der VfB Bratislava abschießen. Das 3:0 verpasste Mittelstädt geradezu jämmerlich, als er glockenfrei vor Takáč den Keeper anschießt (67.). Der Ersatz-Kapitän Undav – Karazor bleib als Vorsichtsmaßnahme wegen muskulärer Probleme auf der Bank – köpfte kurz darauf an den Pfosten (69.). Die eingewechselten Ermedin Demirovic (75./82.) und Fabian Rieder (84.) ließen ebenfalls beste Chancen ungenutzt. Dass Bratislava keine Blinden sind, zeigten sie beim Anschlusstreffer durch Idjessi Metsoko. Der wäre vielleicht zu verhindern gewesen wäre, wenn Josh Vagnoman im Zweikampf nicht kurz gezögert hätte (85.).

Gezittert werden musste allerdings nicht:
Erneut hatte der VfB nach einem Ballverlust von Slovan viel Wiese und wenig Gegenspieler vor sich. Mittelstädt legte quer und Rieder behielt die Nerven (87.). Der Schweizer kam ab dem Jahreswechsel nicht in die Rotation von Sebastian Hoeneß, schön, dass er in seinen ersten Pflichtspielminuten 2025 gleich traf. „Job erledigt", meinte Hoeneß pragmatisch nach dem Spiel, mit dessen zweiter Hälfte er “nicht ganz zufrieden” war, weil das Spiel unnötigerweise offener wurde.

Es war ein Pflichtsieg. Und das wollen wir nicht klein reden, denn davon gingen wir in Belgrad auch aus. Mit diesen Aufgaben hat der VfB vor Hoeneß gerne mal Schwierigkeiten. Das ernst zu nehmen, sich zu konzentrieren, scharf zu bleiben. Mit dem 3:1 wahrte der VfB seine Chance, sich als eines der 24 besten Teams für die Play-offs zu qualifizieren, wobei ein deutlicherer Sieg das Torverhältnis verbessert hätte – wenn sich das in der Endabrechnung mal nicht rächt. Aber es ist immer noch die Champions League und dass der VfB in die K.o.-Runde einziehen kann, schien vor kurzem völlig undenkbar. Vor ganz genau zwei Jahren schrieben wir nach einem trostlosen 1:1 gegen Mainz: „Keine Aufbruchstimmung beim Comeback von Bruno Labbadia". Kurze Zeit später stand der VfB auf dem letzten Tabellenplatz.

Jetzt kommt es darauf an, wie die Konkurrenten spielen. Die heissen Real Madrid und Manchester City, kein Witz, wobei alle damit rechnen, dass beide es locker schaffen. Aber auch Feyenoord Rotterdam, PSV Eindhoven, Benfica Lissabon und Club Brügge. Und natürlich PSG, gegen die der VfB in einem echten Endspiel am letzten Spieltag im Neckarstadion antreten wird.

Zum Weiterlesen:
Rund um den Brustring will nicht meckern, findet aber Verbesserungsbedarf – gerade weil das Torverhältnis entscheiden könnte.

Bilder:
Christian Hofer/Getty Images

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